Uganda: 3. Rundbrief von Emma Göken
Uganda
Emma Göken
02.09.2025
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Meine Zeit in Uganda und in Ococia neigt sich nun langsam den Ende zu und ehrlich gesagt bin ich traurig, hier in Ococia habe ich ein Zuhause gefunden.

Hallo liebe Leser und Leserinnen!

Meine Zeit in Uganda und in Ococia neigt sich nun langsam den Ende zu und ehrlich gesagt bin ich traurig, hier in Ococia habe ich ein Zuhause gefunden.

Mein Leben mit den Schwestern

Die Schwestern sind ein Teil meines Zuhauses hier. Sie sind nicht nur meine Mitbewohnerinnen und Vertrauten sondern auch meine Familie. Jede von ihnen hat mir viel beigebracht und mich immer unterstützt. Zu einer von ihnen habe ich eine ganz besondere Verbindung und ich hoffe dass diese auch bestehen bleibt. Die Schwestern waren für mich ein essentiell wichtiger Punkt und ich werde ihnen ewig dankbar sein, für alles was sie für mich getan haben.

Die Schule und die Kinder

Bereits vor ca. 2 Wochen kam für mich die erste schwere Verabschiedung. Die Kinder gingen in die Ferien und es war klar, ich werde nicht mehr hier sein, wenn sie zurück kommen. Also sind wir vor 2 Wochen auf ,,Tour“ gegangen. Wir haben uns alle in den Van vom Krankenhaus gequetscht und sind zusammen in das nächst größere Städtchen ,,Amuria“ gefahren. Dort haben wir alle zusammen Mittag gegessen. Am Ende, als wir zurück kamen hab ich mich noch in Ruhe von allen verabschiedet. Das alles fiel mir sehr schwer, denn jedes einzelne dieser Kinder und auch die Lehrerinnen sind mir hier sehr ans Herz gewachsen. Ich hab noch nie in meinem Leben so besondere Kinder getroffen, die trotz allem was ihnen passiert , immer noch so viele Freude am Leben haben. Hier in Uganda sind Kinder mit Einschränkungen nämlich leider oft als ein ,,Fluch“ angesehen. Die Eltern schämen sich häufig und versuchen ihre Kinder zu verstecken. Hier in der ,,Trusanne School“ gibt es kein Verstecken. Jedes einzelne dieser Kinder darf so sein, wie es sein möchte mit allen Ecken und Kanten. Hier in der Schule wird auch versucht, Aufklärungsarbeit zu leisten, dass es kein Fluch ist, sondern ein genetisches Problem was einfach einsteht und wogegen man auch nichts tun kann. Am wenigsten dafür können die Kinder, doch sie sind es, die am meisten darunter leiden müssen.

Am Anfang war ich häufig traurig deswegen, auch wie andere Kinder mit unseren Schüler*innen umgehen, hat mich oft traurig gemacht. Doch ich habe gelernt dankbar zu sein. Dankbar für die Schule. Dankbar für die Chance, die die Kinder haben. Und dankbar dafür, dass ich 7 Monate ein Teil davon sein durfte. Ich werde diese Kinder niemals vergessen denn noch nie vorher hab ich so besondere Menschen kennengelernt. Ich hoffe, dass irgendwann auch ihre Eltern und die Gemeinschaft sehen, dass die Kinder alles andere als ein Fluch sind. Die Direktorin hat gesagt ,,diese Kinder sind ein Geschenk Gottes“ und daran glaube ich auch.

Tschüss Molly!

In meinen letzten Rundbriefen schon, war ein immer wichtiger Teil auch meine Katze Molly. Kurz nachdem ich mich von den Kindern verabschiedet hab, stand auch leider schon dieser Abschied vor der Tür.

Molly konnte, aufgrund von Unstimmigkeiten, nicht hier in Ococia bleiben. Also habe ich die Ohren offen gehalten und dann tatsächlich in Soroti, eine Stadt ca. 1,5 Stunden von Ococia entfernt, ein schönes Zuhause für sie gefunden. Also hieß es alles zusammenpacken und umziehen. Für Molly war der Umzug zunächst schwierig, doch in ihrem neuen Zuhause kümmern sich die Menschen sehr liebevoll um sie, sie hat einen großen Garten und keine Hunde mehr um sich rum.

Diese Entscheidung fiel mir schwer. Molly war jetzt seit einem Jahr an meiner Seite und für mich persönlich einfach ein sehr zentrales Lebewesen, dass immer für mich da war. Doch Molly ist leider auch keine ganz gesunde Katze, sie hat Asthma und eine Stoffwechselkrankheit, deswegen ist ihr neues Zuhause einfach perfekt für sie. Es wäre egoistisch von mir gewesen sie hier zu behalten, nur weil ich sie brauche und damit aber auch in Kauf zu nehmen, dass ihr etwas passiert. Ich hab gesagt, ich hab Molly richtig lieb und ich hab sie so lieb, dass ich sie gehen lassen muss. Das war das Richtige. Molly wird immer für mich wichtig bleiben und in ihrem neuen Zuhause wird sie ein tolles Leben führen, da bin ich mir sicher!

Arbeit in Amecet

Nachdem Molly dann schlussendlich ausgezogen ist und auch die Kinder in die Ferien gegangen sind, gab es für mich keine richtige Arbeit mehr hier in Ococia, aber ich hatte noch etwa 3 Wochen übrig, die ich natürlich nicht mit nichts tun verbringen wollte. Also durfte ich für 10 Tage in ein anderes Projekt gehen die auch Freiwilligenarbeit betreiben. Und dieses Projekt heißt ,,Amecet“. Amecet ist vor ca 20 Jahren von einer Niederländerin aufgemacht worden. Sie konzentrieren sich darauf, Babys und kleine Kinder aus schlimmen Verhältnissen zu holen oder Kinder aufzunehmen, die auf der Straße liegen gelassen wurden- Auch Kinder, deren Eltern verstorben sind, sind willkommen. Generell kann man sagen, alle Kinder werden von Amecet aufgenommen, sobald sie Hilfe brauchen. Amecet ist kein Kinderheim. Sie konzentrieren sich darauf die Kinder aufzunehmen, aufzupäppeln, sie zum Krankenhaus zu bringen und sobald sie fit sind, werden die Verwandten gesucht und das Kind oder Baby wird wieder übergeben und soll zurück in die Gemeinschaft eingegliedert werden. Diese Rückführung wird natürlich dauerhaft betreut von den ,,Fieldworkers“, die in den Dörfern dauerhaft präsent sind. So finden sie nicht nur Kinder die Hilfe brauchen, sondern haben auch ein Auge auf sie, nach der Zurückführung.

Ich persönlich war nur in Amecet selber eingesetzt und war jeden Tag mit den Kindern zusammen. Zu dieser Zeit waren circa 21 Kinder vor Ort, die meisten davon Babys. Das älteste der Kleinkinder war nicht einmal 2 Jahre alt. Meine Hauptaufgaben waren also Babys baden, Windeln wechseln, füttern und mit den Kleinkindern spielen. Die Arbeit war anstrengend aber sehr erfüllend. Auch wenn ich noch nie so viele Windeln in so kurzer Zeit gewechselt habe, würde ich die Zeit um nichts in der Welt wieder eintauschen. Es war schön zu sehen, wie sehr die Kinder dort umsorgt werden und wie gut es ihnen geht. Ich finde das Konzept von Amecet und die Arbeit die sie jetzt schon seit so langer Zeit tun, einfach bewundernswert. Amecet war ein unheimlich beeindruckender Ort, den ich hoffentlich in der Zukunft noch einmal besuchen darf.

Nellys Ankunft

Ich hätte natürlich noch länger in Amecet bleiben können. Doch Ende August ist meine Nachfreiwillige Nelly in Uganda gelandet. Deswegen habe ich mich nach 10 Tagen Arbeit entschieden wieder nach Ococia zurückkehren und hier auf sie zu warten.

Ich war ehrlich gesagt total aufgeregt. Doch Nelly ist ein toller Mensch. Wir haben uns sofort gut verstanden und ich bin unfassbar froh dass sie hier ist. Ich will natürlich nicht zu viel verraten. Da ich ja mal hoffe, dass ihr ihren Freiwilligendienst auf der Website auch mitverfolgt!

Abschlusswort

Wow. Ich kann es echt gar nicht fassen. In einer Woche bin ich schon wieder in Deutschland. Ich fühle mich gerade sehr zwischen den Stühlen, wenn ich ehrlich bin. Ich weiß, dass meine 13 Monate nun vorbei sind und es Zeit ist nach Hause zu gehen, doch irgendwas in mir drinnen hält mich noch genau hier in Uganda. Ich werde Ococia, die Schwestern, die Kinder und Molly sehr vermissen. Es macht mich traurig zu gehen, doch ich weiß, ich komme wieder! Die Zeit in Kampala und auch die Zeit hier in Ococia hat mich unfassbar viel gelehrt. Und ja, es ist nicht alles toll gelaufen, aber das soll es ja auch gar nicht. Ich durfte eine neue Kultur kennenlernen, ein neues Land und diese Erfahrungen wird mir niemals jemand nehmen können. Ich hab nicht nur viel über Uganda gelernt, sondern auch über mich. Die Zeit hier wird mich nie verlassen und immer ein Teil von mir sein. Durch diesen Freiwilligendienst habe ich die Chance bekommen, mich weiterzuentwickeln und ich glaube ich habe diese Chance ganz gut genutzt.

Ich werde für immer dankbar sein, was mir hier beigebracht wurde und das wird für immer bei mir sein, also danke an alle Menschen, die ich hier getroffen hab und die ein Teil meiner Reise waren egal ob hier in Ostafrika oder in Deutschland über die Rundbriefe!

Eyalama noi!