Indien: 2. Rundbrief von Victoria Backes
Indien
Victoria Backes
10.09.2025
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Liebe Leser*innen dieses Rundbriefes, hier schon der zweite Rundbrief, auch wenn seit dem Letzten nun doch schon einige Monate vergangen sind. Diese sind für mich wie im Flug vorbeigegangen, denn aus dem Gefühl alles ist neu und ungewohnt wurde allmählich das Gefühl von Routine und zu Hause.

So hat es sich nämlich angefühlt, als ich von meinem Zwischenseminar wieder zurückgefahren bin, als würde ich wieder nach Hause fahren. Programm-mäßig ging es für mich direkt weiter, denn in der Schule stand der alljährliche “Annual Day”, am 31.01., an. Dieses Jahr war es der 13. Es ist eine besondere Veranstaltung, für die viele Vorbereitungen getroffen werden mussten. Sowohl Schüler*innen als auch Lehrer*innen haben verschiedene Programmpunkte entwickelt, um ein spektakuläres Abendprogramm zu gestalten. Dieses Mal konnte ich nicht nur als Gast Teil der Veranstaltung sein, sondern war auch mit Bro. Abishek für den Sound und die Musik zuständig. So haben wir den ganzen Abend die Lieder und Background Musik zu den Tänzen und Theateraufführungen abgespielt und koordiniert. Damit hatten wir im Vorfeld schon die ganze Woche zu tun. Unsere Mühen haben sich ausgezahlt und der “Annual Day” und das Programm waren ein voller Erfolg.

Unser Zwischenseminar dieses Jahr war in Trichy, einer Stadt im Süden Tamil Nadus, nur eine Stunde von Katharinas Projekt in Viralimalai entfernt. Deshalb bin ich einen Tag bevor unser Seminar begonnen hat schon zu Katharina gefahren, um sie und das Projekt “Mary on the Way” zu besuchen. Mit dem Bus ist man in ca. 4 Stunden von Tirunelveli in Viralimalai, man muss nur einmal in Madurai am Busbahnhof umsteigen.

Am nächsten Tag in Trichy angekommen, haben wir die anderen Seminar Teilnehmer*innen kennengelernt, da wir insgesamt nur zu fünft waren ging das sehr schnell. Wir haben uns alle gut miteinander verstanden und hatten neben dem Programm auf unserem Seminar viele schöne gemeinsame Momente und konnten viel miteinander lachen.

Neben Reflexion über uns und unsere Arbeit im Projekt hatten wir auf dem Zwischenseminar auch Vorträge über gesellschaftliche und kulturelle Themen, so haben wir einiges über das Kastensystem der indischen Gesellschaft gelernt und dessen Auswirkungen heute. Außerdem haben wir das Projekt von Emma und Bela in Madurai besucht sowie eine Kulturfahrt nach Thanjavur gemacht, um den Zweitältesten Tempel Indiens zu besichtigen. 

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Ausblick von unserem Seminarhaus in Trichy

Im Februar hat sich eine alltägliche Routine für mich eingestellt, ich hatte meinen Stundenplan in der Schule. Da dieser vergleichsweise wenige Unterrichtsstunden beinhaltete, habe ich auch im Sekretariat regelmäßig kleinere Aufgaben übernommen.

Auch mein Alltag im Kinderdorf hat sich eingependelt. Es ist für mich fester Bestandteil geworden, mit den Kindern nach der Schule die Sport- und Spielzeit zu verbringen. Aus diesem anfangs für mich sehr ungewohnten Gemeinschaftsleben ist mittlerweile ein mir sehr lieb gewonnener Bestandteil meines Alltags geworden. Alles in Allem war der Februar sehr ruhig und ich konnte einen normalen Alltag in der Schule als auch im Kinderdorf leben. Nun da man ja schon etwas länger da ist, hat man sich an die neuen Routinen wie “Morning Assembly” gewöhnt und sonst gibt es im Alltag auch eher weniger komplett neue Dinge. Das ist nach der spannenden Phase des Einlebens in das neue Projekt und Umfeld erstmal ein seltsames Gefühl von Langeweile, obwohl der Alltag an sich ja nicht langweilig oder öde ist. Das anfangs so Neue und Unbekannte ist einfach zu einer neuen Lebensrealität geworden.

 

Ab März geht das Schuljahr langsam gegen Ende zu, daher gab es für die Schüler*innen einen Schulausflug beziehungsweise gab es zwei: einmal für die Mittel- und Oberstufen Schüler und einen für die Grundschüler. Der erste Schulausflug mit den älteren Schülern ging nach Thanjavur und Trichy, wo wir uns mehrere Sehenswürdigkeiten angeschaut haben. Alles an einem Tag sind wir über Nacht mit einem Reisebus von der Schule aus nach Thanjavur gefahren, kamen dort morgens um 6 Uhr an, haben uns bei einer Unterkunft fertig gemacht und sind dann weiter. Abends ging es dann wieder nach Hause über Nacht. Sonntags habe ich dann erstmal ausgeschlafen, denn im Bus schlafen war leider wegen sehr lauter Musik keine Option. Ähnlich lief der Ausflug für die Grundschüler ab, hier sind wir nach Trivandrum gefahren. Das ist etwas näher an Tirunelveli, also mussten wir nicht über Nacht fahren.

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Tempel in Thanjavur

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Thanjavur Maratha Palace

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Museumsbesuch in Thanjavur

Neben den großartigen Schulausflügen musste ich im März auch nach Coimbatore, um dort am Flughafen an einer Befragung wegen meiner Registrierung teilzunehmen. Das war sehr anstrengend für mich. Ich war vorher noch nicht in Coimbatore oder bin dort gelandet, auch das Büro der zuständigen Behörde ist eigentlich in Chennai. Auch nach meinem Besuch in Coimbatore mit Fr. Jeya Kumar, hatte sich die Sache mit der Registrierung nicht erledigt und wir mussten alles noch einmal erneut beantragen. Obwohl wir die diversen Dokumente schon mehrfach eingereicht und auf der Website hochgeladen hatten.

Deshalb haben diese Strapazen mir persönlich ziemlich zugesetzt und mich runtergezogen. In dieser Zeit hat es mir sehr geholfen mit Fr. Jeya Kumar über meine Sorgen zu sprechen.

Abgesehen von dem emotional anstrengenden Ausflug nach Coimbatore, habe ich auf dem Zwischenseminar neue Perspektiven entdeckt. Auf den Schulausflügen neue Orte gesehen und einen Alltag entwickelt.

Liebe Grüße

Eure Vici