
Hallihalloo, labas und geros dienos! Da bin ich auch schon wieder und nach einem kurzen Blick in den Kalender wurde mir deutlich: Es ist einfach schon Ostern, bald ist Mai (als ich das hier angefangen habe zu schreiben, irgendwie ist gerade Juli, aber vielleicht lügt mein Kalender mich auch an, wer weiß)! Wie ist das denn bitte passiert? Die Zeit vergeht aber wirklich wie im Flug im Moment. Aber anstatt jetzt in Frühlingsgefühlen zu versinken, müssen wir mal kurz einen kleinen Zeitsprung so ca. 4 Monate (oder auch 7 Monate) in die Vergangenheit machen, da ist nämlich ein wichtiges Fest, von dem ich bisher noch nicht berichtet habe: Weihnachten, šventos kalėdos auf Litauisch. Ich bin schon ein richtiger Weihnachtsmensch und hab natürlich Zuhause in Deutschland so meine Rituale und Dinge, die ich jedes Jahr mache. Das jetzt dieses Mal einfach zu ignorieren und nicht mit meiner Familie feiern zu können, war gar nicht so einfach muss ich zugeben. Rückblickend kann ich aber sagen, dass ich definitiv ein schönes Weihnachten hatte und diese Erinnerung immer wertschätzen werden. Aber Weihnachten ist ja nicht nur Heiligabend, wie auch in Deutschland, feiert man ja einen ganzen Monat lang.
Die (etwas andere) Eröffnung des Weihnachtsmarkts
Und damit beginnt dieser (kürzere) Rundbrief mit der Weihnachtsmarkteröffnung: Ende November. Eigentlich ist abends hier in Kaunas nicht so viel los. So vielen Leuten begegnet man nicht, wenn man samstagsabends durch die Innenstadt schlendert. An dieser berüchtigten Novembernacht sah das alles etwas anders aus. Auf einer Weihnachtsmarkteröffnung war ich ja noch nie, also wusste ich gar nicht, was ich davon erwarten sollte. Es war leicht am Frösteln, ich hatte gefühlte 10 Schichten Kleidung an, da die Festlichkeiten ja im Freien stattfinden würden, der Himmel war etwas Wolken behangen, aber eigentlich war es sehr winterliches Wetter. Eingepackt machte ich mich also auf den Weg zur Bushaltestelle, extra etwas früher an, schön deutsch, da ich mich in der Stadt mit Freunden treffen würde. Schon von Weitem sah ich aber eine Menschentraube, die sich um die Bushaltestelle bildete. Da ahnte ich schon, dass es vielleicht eher kein kleiner kuscheliger Abend mit etwas Punsch, Lichtern und Musik werden würde. An einer einzigen Haltestelle steigen also so ca. 20 Menschen, in einen doch eher kleinen Bus, ein und mit jeder Bushaltestelle wird es mehr und mehr. Wortwörtlich hat es sich angefühlt wie in einer Sardinenbüchse. Egal ob jung oder alt, wirklich ganz Kaunas zog es an diesem Abend in die Innenstadt. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit dann endlich in der Stadt angekommen war, begann meine nächste Challenge: Meine Freunde finden. Da keiner von uns wusste, dass solch riesige Menschenmassen da auf uns zukommen würden, hatten wir weder einen Treffpunkt noch eine genaue Zeit ausgemacht. Also stiefelte ich los auf meinem Weg entgegen den Menschenströmen mit der Hoffnung ein bekanntes Gesicht zu erhaschen. Und nach der größten Wimmelbuch-Erfahrung meines Lebens habe ich dann endlich die Anderen gefunden und wir machten uns auf, um einen guten Platz mit guter Sicht zu finden. Anscheinend war es kein Sonderfall, dass so viele Menschen hier auftauchen würden, denn glücklicherweise war alles mit riesigen Leinwänden ausgestattet und wir konnten die Festlichkeiten gut mitverfolgen, obwohl wir etwas weiter hinten standen. Und ich kann nur eins sagen, die Litauer lassen nicht mit sich spaßen, was Weihnachten angeht. Von tollen Gesangseinlagen sehr bekannter litauischer Künstler über Hochhäuser runterkletternde Weihnachtsmänner, schwebende Tänzer und beeindruckende Lichtershows, war dieses Fest wirklich eine coole Erfahrung. Es hat sich einfach wie Weihnachten angefühlt, auch wenn es so anders war als das, was ich aus Deutschland kannte. Der ganze Stil war sehr viel moderner gehalten, was sowohl die Show als auch den Markt selbst angeht. Die Büdchen sahen nämlich aus, wie gläserne Schneekugeln. Die Freude und Euphorie, die diese unzähligen Menschen an diesem Samstag in die Innenstadt gezogen hat, hat mich aber auf jeden Fall angesteckt und ich hab‘ mich direkt viel mehr damit anfreunden können an Weihnachten hier zu sein. Danach waren wir dann noch beim Inder unseres Vertrauens, Kaunas hat nämlich wirklich gute Restaurants, und um das Essen auf dem Weihnachtsmarkt zu probieren würde sich wohl ein anderer Tag besser eignen.

Hier sieht man das erwähnte Wimmelbuch

Hier sieht man den Weihnachtsbaum die Hausfassade herunterklettern
Ein Weihnachtsabend in der Schule
Und so schnell war dann auch die Weihnachtsmarkt Eröffnung schon vorbei. Doch Weihnachten ging für mich in der gleichen Woche in der Schule weiter. Mit den Kindern hatten wir nämlich den ganzen November über einen Adventsabend vorbereitet, um zusammen die Adventszeit einzuleiten. Es war das erste Mal, dass die Kinder eine richtige Aufführung vorbereitet und vorgeführt hatten. So machten wir uns alle gespannt für den 29.11.2024 bereit. Tagelang bastelten die Kinder an eigenen Engelsflügeln, übten Instrumente für das Weihnachtslied ein, lernten ihre Verse für das Gedicht auswendig. Während diesen Wochen schien die Luft förmlich zu elektrisieren. Doch die Zeit vergeht ja bekanntlich wie im Fluge und so stand für uns alle dieser tolle Freitag vor der Tür an dem sich diese kleine Grundschule in der Altstadt von Kaunas in ein verträumtes Winterwunderland verwandelte, in dem lauter kleine weiß gekleidete Engelchen herumschwirrten. Gegen halb Vier kamen dann die ersehnten Besucher (die ganzen Familien der Kinder) und staunten nicht schlecht mit wie viel Sicherheit, Selbstvertrauen und Spaß die Schüler:innen uns an diesem Nachmittag in weihnachtliche Stimmung versetzen würden. Das Lied, das dabei übrigens gesungen wurde, nennt sich „Ta nakti“ (naktis heißt auf Litauisch Nacht, also bitte nicht wundern) und ist eins meiner Lieblingslieder auf Litauisch, so als kleine Empfehlung am Rande. Sowohl Lehrer:innen als auch Schüler:innen haben dann auch noch gemeinsam ein Weihnachtsgedicht vorgetragen, um die Vorführung zu vollenden. Die Kinder haben sich wirklich ganz viel Mühe gegeben und als erste große Aufführung ihrer Schulzeit lag eine ganze Menge Stolz in der Luft. Auch wenn ich dieses Weihnachten nicht zu Hause sein kann, waren es solche Momente, die es mir möglich gemacht haben, mich in dieser Zeit des Zusammenseins nicht ganz alleine zu fühlen. Abschließend durfte ich dann noch meine Fähigkeiten der litauischen Sprache unter Beweis stellen. Für diesen Abend hatte ich nämlich etwas Gewürzspekulatius, die objektiv 1000-mal bessere Spekulatius-Sorte, und Lebkuchen mitgebracht, was ich dann kurz auf Litauisch vorgestellt hatte. Ich glaube ich hatte einfach nur „Čia vokiškai sausainiai, prašom“ gesagt, was so viel wie „Hier sind deutsche Kekse, bitte schön“ bedeutet, aber natürlich waren dadurch alle komplett von den Socken. Dass jemand, der nicht aus Litauen kommt, in Litauen Litauisch spricht, ist hier leider oft noch ein unbekanntes Phänomen. Anders als in vielen anderen Ländern ist in der Gesellschaft so eine geringe Erwartungshaltung bezüglich der Sprachkenntnisse vorhanden, was ich jedes Mal total schade finde. Auch wenn es natürlich eine schwierige Sprache ist, sollte es eigentlich keine Besonderheit sein, wenn auch Nicht-Muttersprachler wenigstens ein paar Alltagsfloskeln sagen können. Aber ok stop, hier sind meine Gedanken irgendwie wieder falsch abgebogen, denn was ich eigentlich sagen wollte, war, dass ich einen super schönen Abend hatte und furchtbar stolz und gerührt durch die Kinder war. Die Freude in diesen kleinen Gesichtern zu sehen, erfüllt mich wirklich jedes Mal auf’s Neue. So schnell war die Weihnachtsfeier aber dann auch schon wieder vorbei.

Schön war's
Und noch ein Weihnachtsabend in der Schule, mit Kolleg:innen
Aber wir wären ja nicht in Litauen, wenn ich nur auf einer Weihnachtsfeier eingeladen wäre. Es gab schließlich noch eine kleine abendliche Weihnachtsfeier für das gesamte Kolpingkollegium, die mir definitiv im Gedächtnis geblieben ist. Weil meine Kollegin und ich an diesem Abend beide Spätdienst hatten, sind wir erst nach einem Adventskranz-Workshop zu den anderen gestoßen. Aber das waren mehr so Türkränze. Adventskränze für den Tisch, wie man sie in Deutschland kennt, sind in Litauen unbekannt. Auf jeden Fall waren wir dann endlich auf der Feier und haben dann zusammen ein Weihnachts-Buffet zusammengestellt mit vielen verschiedenen litauischen Spezialitäten, wie zum Beispiel Kibinai. Kibinai sind so halbmondförmige Blätterteigtaschen mit verschiedensten Füllungen, die als traditionelles Gericht der litauischen Minderheit, der Karäer, in Litauen populär wurden. Zu diesem Adventsabend wurde auch der Bischof von Kaunas eingeladen, der eine kleine Lesung zu seinem Buch gegeben hat und gemeinsam eine Fragerunde gab. In Deutschland habe ich bisher meistens eher eine Distanz zu hohen kirchlichen Würdenträgern wahrgenommen. Das war hier ganz anders und der Abend war viel mehr von einer familiären Atmosphäre umgeben. Zum Abschluss hat der Bischof sogar noch auf seinem Akkordeon für uns gespielt, was wirklich sehr sehr beeindruckend war. Und der Bischof und ich haben uns sogar einmal kurz über die Unterschiede der litauischen und deutschen Küche unterhalten, ich weiß also jetzt, dass der Bischof von Kaunas großer Hering Fan ist. Mich hat es damals sehr berührt den Abend mit so vielen netten Kolleg:innen und Freund:innen in solch einer ungezwungen Atmosphäre verbringen zu dürfen. Auch wenn ich während der Lesung so maximal 20% verstanden habe, was sehr optimistisch geschätzt ist, wird dieser Abend auf jeden Fall einer der Momente meiner Zeit hier sein, den ich nie vergessen werde.

Der Bischof und die Kolping-Gemeinschaft in kleiner Runde
Weihnachten in meiner Lieblings-Weihnachtsstadt (Spoiler: es ist nicht Kaunas)
Während der Adventszeit war ich auch ein paar Mal in Vilnius, was ich wirklich sehr empfehlen kann. Ob man zweimal innerhalb von zwei Wochen nach Vilnius reisen muss? Wahrscheinlich nicht, aber ob man es sollte? Wahrscheinlich schon. Weihnachten in Vilnius ist schließlich eine wirklich schöne Sache. In Vilnius waren zwar sogar nochmal mehr Touristen, als ich es in Riga erlebt hatte, aber die Atmosphäre bleibt dennoch magisch. Durch die ganze Altstadt verteilt findet man kleine Städte oder Mini-Weihnachtsmärkte, bei denen man einen Glühwein trinken kann. Überall gibt es warme Spurgytės, kleine litauische Quarkbällchen, die man am besten mit Nutella isst (vertraut mir!), gute Musik und lauter warmeingepackte glückliche Menschen. Da es in Litauen schon so früh dunkel wird, hat man gefühlt den ganzen Nachmittag das Gefühl bei Nacht über den Weihnachtsmarkt zu schlendern. Die tollen bunten Lichterketten, die dabei die Altstadt schmücken, sind dabei nur das i-Tüpfelchen. Und auch für die Leute, die den Menschenmassen etwas entfliehen wollen, hat Vilnius einige Option. So ist die meiste Zeit mitten in der Innenstadt der tolle Hof und Garten des Präsidentenpalastes geöffnet, der natürlich zu jeder Jahreszeit toll zu besuchen ist, aber in der Weihnachtszeit mit einem tollen Weihnachtsbaum geschmückt wird, wodurch dort ein kleines ruhiges Weihnachtseckchen zu finden ist. An dieser Stelle auch nochmal ein kleiner Litauisch-Crashkurs: Weihnachtsbaum bzw. Tannenbaum auf Litauisch heißt Eglė, was außerdem auch noch einer der beliebtesten Frauennamen in Litauen ist. Mittlerweile wird der Name aber durch den Namen Liepa, der sowohl Juli als auch Linde bedeutet, überholt. Litauische Namen sind glaub ich einer meiner liebsten Teile der litauischen Kultur, auch wenn ich nicht 100% sagen kann, wieso, finde ich den Bezug des Namens zu Kultur, Geschichte und Herkunft einfach unfassbar schön. Vielleicht steckt da auch etwas Sehnsucht drin, da mein Vorname ja so ziemlich in jedem europäischen Land zu finden ist, aber dass Menschen in Litauen hier Namen tragen, die so viel Bedeutung innehaben, finde einfach sehr ergreifend. Jetzt nochmal kurz zu Vilnius zurück. Ich hatte dort eine wunderbare Zeit und so als kleines Geheimnis unter uns, in der Weihnachtszeit gefällt es mir dort sogar besser als in Kaunas.

Lichterkunst in der Altstadt von Vilnius
Endlich der Höhepunkt: Mein (improvisierter) Heiligabend
Okay jetzt habe ich aber genug herum geschwafelt, wieso schreibe ich denn einen „kurzen“ Weihnachtsrundbrief, wenn ich jetzt nicht endlich mal auf mein wirkliches Weihnachtsfest zu sprechen komme. Eigentlich war geplant, dass ich mit Leila, der wunder-wundervollen litauischen Incoming-Freiwilligen und ihrer Familie zusammen feiern sollte, aber auch in Litauen ist man nicht vor Grippe-Wellen geschützt, weshalb leider ihre ganze Familie an Weihnachten krank wurde und ich dann erstmal kurzfristig ohne Weihnachtspläne dastand. Zum Glück hat sich das aber schnell geändert, denn ich konnte dann mit meinen lieben Mitfreiwilligen zusammen feiern. Auch wenn sich natürlich die Mehrheit an Freiwilligen dazu entschieden hatte über die Feiertage nach Hause zu fahren, waren ein paar von uns dennoch übrig und haben sich dazu entschieden ein, an litauischen Bräuchen orientiertes, Weihnachtsfest zu veranstalten. Wie auch in Deutschland ist Heiligabend definitiv der kulturell bedeutendere Tag, also der Feiertag, an dem man sich im kleinen besinnlichen Kreis trifft und zusammen feiert. Außerdem gibt es für das Essen an Heiligabend hier in Litauen zwei Regeln, die man befolgen muss. Zum einen muss das Essen aus 12 kleineren Komponenten bzw. Gerichten bestehen und zum anderen wird kein Fleisch an Heiligabend serviert (und keins gegessen natürlich auch). Gemeinsam haben wir dann kurzerhand einfach entschieden, dass jede:r von uns etwas aus seinem Heimatland kocht und mitbringt. Komplett ratlos habe ich mich dann dazu entschieden Erbsen-Möhren-Gemüse zu kochen, was mein liebstes deutsches Beilagengericht ist, ich könnte mich eine erschreckend lange Zeit nur davon ernähren. Und da man leider in Litauen keine Spätzle fertig kaufen kann, habe ich mich ebenfalls dazu entschieden ganz simpel Käse-Spätzle selbst zu machen. Dass das am Schluss deutlich mehr Aufwand war als eigentlich geplant, hätte ich mir wohl denken können, aber was macht man nicht für seine Freunde? Ich finde auf jeden Fall, dass sich stundenlanges Spätzleschaben gelohnt hat. Unsere Gäste, Weihnachten wurde nämlich in unserer Wohnung gefeiert, haben dann Spezialitäten aus Georgien, der Ukraine und der Türkei mitgebracht. Es waren auch Leute zu Gast, die selbst keine Christen waren, die dann mit uns ihr erstes Weihnachten feierten. Entschuldigung an dieser Stelle an meine Eltern, wenn ihr wollt, könnt ihr den nächsten Satz einfach überspringen, aber wenn ich ganz ehrlich bin, war es wahrscheinlich das leckerste Weihnachtsessen meines Lebens. Serviert wurden ukrainische Wareniki, die so ähnlich schmecken wie Pierogi, georgisches Khachapuri, eine Art gefülltes Brot mit Käse, türkisches Menemen, meine Käsespätzle natürlich und noch vieles mehr. Es war wirklich ein toller Abend mit viel Musik, Gelächter und schönen Momenten und dazu passend gab’s sogar selbst gemachten Glühwein. Ausklingen haben wir das ganze noch mit ein paar Spielen, unter anderem einer sehr sehr skurrilen Runde „Wer bin ich?“. Als wir uns dann alle spät nachts verabschiedet haben und ich von dem vielen Kochen, Reden und Lachen müde ins Bett gefallen bin, war ich einfach nur dankbar. Und natürlich habe ich in diesen schönen Wochen mit langen verträumten Nächten und eingekuschelt in Wollpullis noch vieles mehr erlebt. Ich hab‘ zum Beispiel auch in der Grippe gearbeitet, mit so klitzekleinen Kindern, das war auch mal eine Erfahrung. Dabei habe ich mich gefühlt, wie in einem Porzellanladen, wenn ich ehrlich bin, aber es war dennoch super schön und ich konnte an meinen Litauisch-Skills arbeiten, was für mich immer ein Vorteil ist. Außerdem war ich auch noch ein weiteres Mal in Vilnius, hab gewichtelt mit Freunden, Silvester gefeiert und und und. Ich habe aber ja versprochen, dass dieser Rundbrief mal nicht ganz so lang wird, weshalb ich all diese andere Dinge jetzt Mal etwas ausklammere.

Georgische Walnussplätzchen

Selbstgemachte Spätzle
Ein paar abschließende Worte
Ich glaube aktuell fühle ich mich nirgendwo so wohl, wie in Litauen. Auch wenn ich Weihnachten natürlich unglaublich gerne mit meiner Familie feiere und zu diesem Zeitpunkt das erste Mal so richtig Heimweh empfunden habe, war ich einfach nur glücklich für dieses Fest hier sein zu dürfen. Weihnachten und alles, für das es steht, ist einer meiner liebsten Teile des Jahres. Für meine Familie Plätzchen backen, meine Großeltern an Heiligabend fest in den Arm nehmen, zum Krippenspiel gehen, in Trier über den Weihnachtsmarkt schlendern, mit meinen Freund:innen abends Glühwein schlürfen, all das konnte ich dieses Jahr nicht machen. Diesmal wurde es ein etwas anderes Weihnachten mit Freund:innen und Bekannten, anstatt Familie, mit einem multikulturellen 12 Komponenten Buffet, anstatt Raclette oder Kartoffelsalat mit Würstchen, in Litauen und eben nicht in Deutschland. Ich habe Weihnachten in Litauen geliebt, all die Traditionen, die mir neu waren, die Kekse, die so anders sind, als das was ich aus Deutschland kannte, die Stimmung, die in der Luft lag, die leuchtenden Lichter entlang der Laisvės Alėja. All das hab ich geliebt, aber trotzdem habe ich auch gelernt, wie besonders es ist Weihnachten mit meiner Familie und in meinem gewohnten Umfeld zu feiern. Weihnachten ist für mich halt nicht der 25.12 oder der dekorierte Weihnachtsbaum, es ist das Beisammensein. Wenn man etwas nicht hat, realisiert man erst, wie besonders es ist. Wenn ich also nächstes Jahr genervt bin vom Geschenke-Kaufen, von den Menschenmassen, vom Aufräumen, vom Tage langen Kochen und Backen, von dem ganzen Stress, dann werde ich mich daran erinnern, wie glücklich ich sein kann, Weihnachten mit den Menschen feiern zu können, die ich liebe. Nichtsdestotrotz würde ich mein Weihnachtsfest dieses Jahr, um nichts in der Welt austauschen, zu viele schöne Erinnerungen verbinde ich mit diesem Abend und zu viele Weihnachtsfeiern werde ich noch in Deutschland erleben, dass ich dankbar bin, auch mal etwas vollkommen Neues in Litauen erlebt zu haben.
Soooo, das war es jetzt aber wirklich. Ich hatte einfach so viele Gedanken über dieses Weihnachten in meinem Kopf, die ich gerne mit euch teilen wollte, weil ich definitiv ein paar neue Perspektiven dazugewonnen habe.
Bald (also Zeit ist relativ, ich will jetzt keinen Zeitpunkt hier versprechen) werde ich dann von dem zweiten halben Jahr in Litauen berichten. Ihr könnt euch auf Geschichten über traditionelle Feste, Nationalfeiertage, Reisen und natürlich über das Zwischenseminar freuen.
Allerliebste Grüße aus dem schönsten Land der Welt (ich bin auf gar keinen Fall parteiisch)
Eure Rebecca

Laisvės Alėja zur Weihnachtszeit