
Ich kann gar nicht glauben, dass ich das schreibe, aber ich bin schon seit drei Monaten in Peru. Fast ein Viertel meines Freiwilligendienstes liegt hinter mir und ganz viele Erlebnisse und Abenteuer liegen noch vor mir.
Am 13.8.2025 begann meine Reise nach Peru (Cajamarca) in Frankfurt am Flughafen. Nach drei Flügen über Sao Paulo in Brasilien und Lima in Peru, kamen meine Mitfreiwilllige und ich schließlich erleichtert und etwas müde in Cajamarca an. Wir wurden herzlich begrüßt von Christa Stark, der Gründerin des Projekts „Santa Dorotea“ und weiteren Personen, die ebenfalls in der Einrichtung arbeiten. Die Fahrt nach „Los Baños del Inca“, der Ort, in dem das Kinderheim liegt, war sehr aufregend und voller neuer Eindrücke.
In der Einrichtung „Santa Dorotea“ wohnen etwa 15 Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene mit unterschiedlichen Behinderungen. Tagsüber kommen jedoch auch Personen von außerhalb, die in den „talleres“ mitarbeiten. Das sind Werkstätten, in denen gebastelt, gemalt und gelernt wird. Einige der Bewohner*innen gehen morgens in die Schule nach Cajamarca, die Älteren bleiben hier in den Werkstätten. Nachmittags gibt es dann abwechselnd Aktivitäten, wie Tanzen, eine Theaterprobe und auch einen Waffelverkauf. Ansonsten verbringen meine Mitfreiwillige und ich einfach Zeit mit den Personen und spielen oder reden mit ihnen. Menschen, die nicht alleine essen können, unterstützen wir dabei.
Wir haben sehr schnell eine Beziehung zu den Bewohner*innen aufgebaut, und es ist sehr schön, wie sehr sich einige freuen, uns zu sehen, sobald wir auf sie zulaufen.
Man lernt sehr schnell, dass es nicht unbedingt wichtig ist, wie gut man sich sprachlich ausdrücken kann, sondern dass man Offenheit und Zuneigung zeigt und dass man auch Nähe zulässt. Die Verständigung besteht nämlich zu einem großen Teil aus Berührung, vor allem bei den Personen, die nicht oder nur eingeschränkt sprechen können. Bei der Begrüßung werde ich oft umarmt, worüber ich mich immer sehr freue. Viele lächeln schon, wenn man sie leicht am Arm berührt oder über den Kopf streicht.
Die Einrichtung "Santa Dorotea"
Trampolin mit Personen aus der Einrichtung
Selfie mit einem Kind aus der Einrichtung
In Cajamarca und „Los Baños del Inka“ gibt es sehr viele kulturelle Sehenswürdigkeiten, die wir teilweise schon besichtigt haben, wie verschiedene Kirchen, Inkabäder und „Santa Apolonia“, ein Aussichtspunkt auf dem „Silla del Inca“, der Inkasitz. Sehr spannend ist auch die Geschichte von dem alten Inkaherrscher „Atahualpa“, der 1532 in der Schlacht von Cajamarca gefangen genommen wurde. Atahualpa bot den Spaniern ein riesiges Lösegeld, einen Raum gefüllt mit Gold und zwei weitere mit Silber. Trotzdem wurde er zum Tode verurteilt und starb schließlich am 26. Juli 1533. Die Spanier eroberten danach Cusco, die Hauptstadt des Inkareichs und markierten somit das Ende des Inka-Imperiums und den Beginn der spanischen Kolonialherrschaft in Südamerika. Wir haben in der ersten Woche auch diesen Lösegeld-Raum besichtigt, den „Cuarto del Rescate“, es war sehr spannend.
Eine weitere sehr beeindruckende Sehenswürdigkeit, die eineinhalb Stunden entfernt liegt, sind die „Lagunas del Alto“, also eine Gruppe von Hochlandseen, die sich über eine weite Grünfläche verteilen.
Cajamarca ist bekannt für seine Milch-und Käseprodukte, jedoch haben wir bisher nicht viele probiert. Dafür haben wir unser Lieblingsbrot gefunden, das bei keiner Mahlzeit fehlen darf: „Pan de agua“, also quasi Wasserbrot. Der Teig besteht hauptsächlich aus Wasser. Was wir auch reichlich essen ist Reis, den gibt es nämlich jeden Tag. Der ist aber sehr lecker und wird auch immer mit verschiedenem Gemüse und Soßen kombiniert. Über das Essen können wir uns also keineswegs beschweren. :-)
Der Aussichtspunkt Santa Apolonia
Die Inka-Statue in Los Banjos del Inka
Las Lagunas del Alto
Um ein bisschen besser Spanisch zu lernen, gehen wir auch mittlerweile zweimal in der Woche zu einem Sprachkurs. Jedoch brauche ich noch sehr viel Übung, um einigermaßen fließend reden zu können. Ich hoffe, das verbessert sich innerhalb der nächsten Monate noch. Mir fällt leider auf, dass man sehr oft doch ins Englische wechselt, wenn die Personen auch Englisch reden können. Es ist natürlich leichter, aber nicht wirklich sinnvoll um Spanisch zu lernen. Die Menschen freuen sich auf jeden Fall, wenn man versucht ihre Sprache zu sprechen.
Generell sind die Personen, denen ich bisher begegnet bin, sehr offen und hilfsbereit. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit, ein ganzes Jahr in einem anderen Land zu verbringen und so viele neue Traditionen und Menschen kennenzulernen. Ich denke in meinem Friedensdienst geht es vor allem um die Erfahrung und die Kommunikation zwischen verschiedenen Gesellschaften. Wir können alle voneinander lernen, wenn wir den Mut haben, aufeinander zuzugehen und zuzuhören.
Ausblick aus meinem Fenster
Santa Apolonia Cajamarca Schriftzug
Aussichtspunkt Santa Apolonia
